Schlägerhaltung

image_pdfimage_print

Eine nicht zu unterschätzende Frage ist die richtige, d.h. optimale Schlägerhaltung für das Tischtennisspiel.
Schon die Frage: »Gibt es eine richtige Schlägerhaltung«, impliziert das es verschiedene Schlägerhaltungen gibt.
Grundsätzlich unterscheiden wir die europäische Shakehand-Griffhaltung und die asiatische Penholder-Griffhaltung. Da auch in den asiatischen Ländern kaum noch die Penholder-Griffhaltung gespielt wird, untersuchen wir nur die Shakehand-Griffhaltung.
Welches ist denn nun die beste Schlägerhaltung? Die beste Schlägerhaltung zeichnet sich dadurch aus, dass sie keine Nachteile bei der Ausführung von den Schlagtechniken hat. Dies muss für Vorhand und Rückhandschläge gleichermaßen gelten.

Shakehand-Griffhaltung

Neutrale Schlägerhaltung
Der Schläger wird locker zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst. Der Daumen liegt auf der Vorhand Seite des Schlägers und schließt den unteren Teil des Schlägerblattes ab; der Zeigefinger wird normal gestreckt und bleibt in der natürlichen Streckung auf der Rückenseite des Schlägers liegen.
Ring, Mittel und kleiner Finger umschließen den Griff.
Der Tischtennisschläger bildet die Verlängerung des Armes.
Das Handgelenk wird weder nach oben noch nach unten gebeugt, sondern es bleibt gerade. Eine Verkrampfung des Schlagarms wird hierdurch vermieden.
(Siehe auch Tischtennis mit Timo Boll, 2016, S. 16)

Neutralgriff Vorhand (Rolf)

 

 

Der Daumen liegt auf der Vorhand Seite des Schlägers.

Ring, Mittel und kleiner Finger umschließen den Griff.

Neutralgriff Vorhand (Sophie 10 Jahre – mit Kinderschläger, dünnem Griff)

 

 

Bei Kindern kommt der Daumen nicht ganz bis zum Belag trotz des dünnen Griffes.

 

Neutralgriff Rückhand (Rolf)

 

 

Der Zeigefinger liegt am unteren Ende des Schlägerblattes auf dem Schwamm.

 

Neutralgriff Rückhand (Sophie 10 Jahre – mit Kinderschläger, dünnem Griff)

 

 

Das Handgelenk sollte nicht abgewinkelt werden, so dass der Unterarm und die Längsachse des Schlägers eine Linie bilden.
(Friedrich/Fürste, 2018, S. 68)

 

Kontrolle der richtigen Schlägerhaltung

 

 

Der Schläger sollte gerade in der Verlängerung des Unterarmes liegen. Siehe rote Linie.

Sieht man die Vorhand Seite, so hält man den Schläger im Rückhand Griffhaltung.

Sieht man die Rückhand Seite, so hält man den Schläger mit der Vorhand-Griffhaltung.

 

Grundgriffhaltung

Mit dieser Grundgriffhaltung oder neutralen Schlägergriffhaltung sollte das Tischtennis Spiel im Schüleralter und Jugendalter begonnen werden (siehe Anfängertraining) und auch später kann diese Schlägerhaltung auch in hohen Spielklassen gespielt werden.

Ich persönlich habe mit dieser Schlägerhaltung in der 2. Bundesliga gespielt.

Mit dieser Griffhaltung können alle Schlagtechniken ohne Nachteile ausgeführt werden.
(Siehe auch Bernd-Ulrich Groß, Tischtennis Basics, Seite 10f.)

Ich persönlich halte sie auch heute noch für die beste Schlägerhaltung, da es keinerlei Nachteile beim Spielen der unterschiedlichen Grundschläge gibt. Ob Vorhand Topspin, Rückhand Topspin, Rückhand Konter oder Schupf alle Grundschläge sind technisch einwandfrei auszuführen.

Jede Abweichung von der Grundgriffhaltung, ob Vorhand-Griff oder Rückhand Griff bringen jeweils Nachteile in verschieden Schlagtechniken mit sich. Zum Beispiel hat der Rückhandgriff deutlich Nachteile beim Vorhand Topspin.

Aus diesem Grund wechseln die Profis zwischen verschiedenen Schlagtechniken hin und her.
Aber dazu gleich mehr.

Vorab möchte ich noch auf die Festigkeit der Griffhaltung hinweisen.

Wir unterscheiden weiterhin zwischen fester Griffhaltung und lockerer Haltung.

Feste Schlägerhaltung
Bei der festen Schlägerhaltung umfassen Daumen und der Rest der Finger den Schlägergriff fest. Der Zeigefinger liegt auf der Rückhand Seite unter dem Belag und die Kuppel des Zeigefingers befindet sich auf der Schlägerkante. Nachteil dieser Schlägerhaltung ist, dass der Griff zu fest ist und zu Unterarmverkrampfungen führen kann.

Lockere Schlägerhaltung
Die lockere Schlägerhaltung hat sich allerdings durchgesetzt.
Hierbei umfassen Daumen und Finger (außer dem Zeigefinger) den Schlägergriff und der Zeigefinger liegt frei auf dem Schlägerblatt (Belag). Wichtig ist hier vor allem, dass der Schläger ganz locker in der Hand liegt. Verkrampfungen in der Unterarmmuskulatur werden hierbei vorgebeugt.
Wichtig ist noch zu erwähnen, ich zitiere hier Timo Boll, dass der Schläger vor dem Rückschlag locker in der Hand liegen sollte. Er dreht deswegen den Schläger öfter in der Hand, denn das Schlägerdrehen lockert die Muskulatur und verbessert die Fingerfertigkeit, die Geschicklichkeit der Hand und das Gefühl für den Schläger. Es hilft, den Schlagarm zu lockern.
(Tischtennis mit Timo Boll, 2016, S. 30)

Rückhand- oder Vorhandgriff

Da es sehr viele Möglichkeiten gibt den Schläger zu halten, unterscheiden wir nach dem neutralen Griff auch noch den Vorhand- und Rückhandgriff.
Im Spitzensport hat sich in den letzten Jahren ein ständiger Wechsel zwischen Rückhand- und Vorhandgriff durchgesetzt (siehe Tischtennis mit Timo Boll, 2016, S. 17ff.).

Der Rückhandgriff
Beim Rückhandgriff wandert der Daumen weiter auf das Schlägerblatt und Richtung Zeigefinger gedreht und verkantet.
Hierdurch entsteht ein weiteres Drehmoment im Handgelenk und es gibt eine größere Bewegungsfreiheit bei den Rückhand Schlägen (Rückhand Topspin, Rückhand Flip, Bananen Flip).
(Aber es entsteht eine begrenzte Beweglichkeit mit der Vorhand).

Der Vorhandgriff
Beim Vorhandgriff wird der Schläger in Richtung Daumen gedreht und dadurch gibt es ein höheres Drehmoment, Bewegungsfreiheit im Handgelenk und Vorteile beim Vorhand Topspin und Vorhand Flip.
(Aber es entsteht eine begrenzte Beweglichkeit bei den Rückhand Schlägen).

Um die Vorteile der jeweiligen Griffarten nutzen zu können, muss der Schläger während des Ballwechsels »gleiten«, um immer die idealste Technik zu spielen.

Hieraus stellt sich nun die Frage, soll Du und Ich auch die Schlägerhaltung während eines Ballwechsels ändern?

Meine Einschätzung ist hier klar und eindeutig:

1. Wer dreimal und mehr pro Woche trainiert, kann selbstverständlich zwischen den Griffarten wechseln.

2. Wer einmal pro Woche trainiert, sollte das lieber sein lassen, denn der Wechsel der Griffhaltung in Bruchteilen von Sekunden muss trainiert werden. Bei 1x Training pro Woche fehlt dafür einfach die Zeit, denn das Umgreifen ist eine nicht einfache Technik, da permanent der Schläger in der Hand wandert.

3. Wer schon lange sehr lange mit einer Schlägerhaltung spielt, sollte keine Experimente machen, da Umstellungen in der Griffhaltung zu schweren Formgrießen führen können.

4. Umgreifen light
Wer wie ich schon sehr lange spielt, aber doch kleine Verbesserungen erzielen möchte, wechselt von der neutralen Stellung nur beim Rückhand Topspin in dir Rückhand Griffhaltung. Kommt der Ball dann in die Vorhand, wird nur ein wenig umgegriffen und man ist wieder in der neutralen Griffhaltung zum Vorhand Topspin.
Begründung:
Der Rückhandgriff hat beim Rückhand Topspin und vor allem beim Rückhand Bananen Flip enorme Vorteile. Ich behaupte sogar, dass der Bananen Flip seine Gefährlichkeit erst mit dem Rückhandgriff entfaltet. (Dazu mehr beim Bananen Flip)

Ergebnis:
Wer viel trainiert, sollte das Umgreifen in sein Repertoire aufnehmen. Wer wenig trainiert, sollte die Finger davon weglassen oder maximal auf das Umgreifen light zurückgreifen.

Umgreifen beim Aufschlag

Im modernen Tischtennis wird auch beim Aufschlag umgegriffen. Es wird eine spezielle Aufschlag- Schlägerhaltung eingenommen.

Es gibt verschiedene Aufschlag-Schlägerhaltungen, die ich unter dem Punkt »Aufschlag« untersuchen werde.